Rückblick: Das Anti-Atom-Jahr 2012 in Ludwigsburg, Stuttgart und am AKW Neckarwestheim

Sa 22.09.2012 - Kundgebung - 11:30 Uhr - Marstallstraße am Schloss Ludwigsburg

Gemeinsam atomfrei in die Zukunft

Tous ensemble pour un avenir sans le nucléaire »F

Es war die größte Antiatomdemo, die in Ludwigsburg je stattgefunden hat.
Heute versammelten sich ca 150 Atomkraftgegner gegenüber dem Ludwigsburger Schloss anlässlich des dort stattfindenden deutsch-französischen Staatsaktes mit Kanzlerin Merkel und Staatspräsident Hollande. Mit der von "Lokomotive Stuttgart" lautstark untermalten Kundgebung sollte darauf hingewiesen werden, dass auf beiden Seiten des Rheins noch Atomkraftwerke laufen und es wurde die Forderung erhoben: Alle Atomanlagen in Frankreich und Deutschland sofort abschalten.
Neben Jean Paul Lacôte von Alsace Nature sprach auch Dr. Jörg Schmid von der Ärzteorganisation IPPNW. Der auch langjährig für den BBMN im Widerstand gegen Neckarwestheim tätige Aktivist bezeichnete Atomwaffen und Atomkraftwerke als die größten Geiseln der Menschheit. Er rief Merkel und Hollande auf in Ludwigsburg ein Signal für eine "nachhaltige Umwelt- und Friedenspolitik" zu setzen.
Auf eine Weise hat die Aktion auf jeden Fall ihre Adressaten erreicht: Teilnehmer der Kundgebung berichteten, dass Staatspräsident Hollande bei der Vorbeifahrt mit seiner Wagenkolonne zu unserer Demonstration hinübergeschaut hatte. Was er erblickt hat, sieht man auf dem Foto rechts.

Vielen Dank Allen die dabei waren und am gelingen der Aktion mitgewirkt haben!
 

Aufruf:Vor 50 Jahren sprach General de Gaulle in Ludwigsburg vor 10 000 Menschen im Schlosshof zur deutschen Jugend und beglückwünschte sie jung zu sein. Er ermahnte sie, dass sie danach streben sollen, dass der „Fortschritt ein gemeinsames Gut“ wird. In dieser Zeit gingen auch die ersten Atomkraftwerke in Frankreich und Deutschland in Betrieb.

Am 22. September kommen die führenden Politiker Frankreichs und Deutschlands, François Hollande und Angela Merkel, nach Ludwigsburg, um vor 400 VIP-Gästen und einigen tausend Zuschauern an die Rede de Gaulles zu erinnern. Die von de Gaulle angemahnte Einigung Europas ist inzwischen weit fortgeschritten, die Grenzen sind offen, wir haben eine gemeinsame Währung und gemeinsam mit den Franzosen und Französinnen teilen wir viele Werte und viele Jahre gemeinsamer Geschichte im Rahmen der europäischen Einheit.

Der Jugend aus den sechziger Jahren und den nachfolgenden Generationen wurden in Frankreich und Deutschland über 100 Atomkraftwerke und Atomfabriken überlassen. Diese Meiler sind zum Teil strahlende Ruinen, um die sich noch viele weitere Generationen kümmern müssen. Niemand weiß wohin mit dem Müll der Atomkraftwerke, der noch Millionen Jahre strahlen wird. Für dieses Erbe gebührt den Politikern der Generation von de Gaulle und Adenauer kein Dank! Der Verantwortung für diese Zeitbomben ist bisher noch kein Politiker gerecht geworden. Die deutsche Bundesregierung will deutsche Atomkraftwerke noch bis 2022 weiterlaufen lassen. Auch die grün-rote Regierung von Baden-Württemberg, die über die landeseigene EnBW 17,5% am elsässischen AKW Fessenheim hält, trennt sich nicht von ihren Anteilen an diesem maroden Schrottreaktor. Der französische Präsident Hollande will das erdbebengefährdete Fessenheim bis 2017 weiterlaufen lassen. Auch das französische Reaktor-Neubauprojekt Flamanville-3 will er fortführen. Und der Sozialist und französische Minister für den industriellen Wiederaufbau Arnaud Montebourg hat den Franzosen vor kurzem erklärt, dass die Atomkraft ein Industriezweig der Zukunft sei.

Aus diesen Gründen müssen die Bürger beider Nationen gemeinsam die Verantwortung für ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen und für die Abschaltung der Atomanlagen sorgen! Unabhängig vom Profitstreben der Großkonzerne wollen wir mit dezentralen erneuerbaren Energien das Wohlergehen zukünftiger Generationen sichern. Auch Konkurrenz und Krieg um Rohstoffe wie Öl, Uran oder Kohle sollen die Menschheit nicht mehr bedrohen.

Deshalb fordern wir am 22.9.2012 von den Nachfolgern von de Gaulle und Adenauer: Sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke in Frankreich und Deutschland! Keine Blockade der Energiewende! Wir werden so lange gegen die Atomlobby kämpfen, bis der letzte Reaktor abgeschaltet ist. Wir rufen Franzosen und Deutsche auf, am 22.9.2012 in Ludwigsburg zu protestieren.

Atomkraft abschalten! Sortir du nucléaire!

Engagiert Euch! Engagez-vous!
 

Redner:

 

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BI AntiAtom Ludwigsburg
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Vierether Kuckucks-Ei
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AKU Gronau
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Flyer (PDF, 1.1MB) herunterladen - Marstallstraße im Stadtplan anzeigen

Protest gegen die Jahrestagung Kerntechnik des deutschen Atomforums in Stuttgart

Pressemitteilung des Aktionsbündnis Atomforum abschalten, Sammlung von Presseberichten, Fotos und Video-Mitschnitten unterhalb

Atomkraftgegner haben heute (22.05.2012) anlässlich der in der Stuttgarter Liederhalle beginnenden „Jahrestagung Kerntechnik“ protestiert. Unter dem Motto "Atomforum abschalten" wurden die Teilnehmer des laut Eigenwerbung "größten Branchentreffens in Europa" schon mittags vor der Halle von Aktiven begrüßt. Zu der Melodie von "Spiel mir das Lied vom Tod" probten sie den jederzeit möglichen Ernstfall und fielen in einem Die-In wie tot um. Auf Tafeln war "Atomkraft - ist sicher - tödlich" zu lesen.

Am Abend bildeten dann 1.100 Teilnehmer vor der Stuttgarter Liederhalle einen Demonstrationszug. In Sichtweite des CDU-Büros liefen sie rückwärts um gegen die „Energiewende-Rückwärts“-Kapriolen der Bundesregierung zu protestieren und verlässliche Schritte hin zu einer dezentralen Energiewende in Bürgerhand zu fordern. Damit begrüßten die Atomkraftgegner symbolisch auch den neuen Bundesumweltminister Altmaier. Den Aufruf zu den Aktionen hatten die Organisatoren, ein Bündnis von Bürgerinitiativen aus der Region um Neckarwestheim, nach der Entlassung Röttgens in der Vorwoche geändert: "Wir bieten Nachhilfe in Energiewende, Herr Altmaier!"

Bei der Kundgebung auf dem Schlossplatz sprach Herbert Würth vom Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand für die Neckarwestheimer Bürgerinitiativen: "Mit dem vereinbarten Atomausstieg haben die vier Energiekonzerne für 9 Atomkraftwerke eine Laufzeitgarantie von über einem Jahrzehnt erhalten. Statt Atomausstieg sofort und Energiewende jetzt gibt es fest vereinbarte Strommengen, die weit über die Abschalttermine hinausgehen. Diese können nach jeder der drei Bundestagswahlen bis 2022 verlängert werden. Dies ist kein Atomausstieg, sondern eine Mogelpackung.", und forderte, "Der Weiterbetrieb von Neckarwestheim 2 und allen weiteren 8 Atomkraftwerken ist unverantwortlich - Abschalten sofort!".

Für die Standortinitiativen rund um Morsleben, Asse, Gorleben und Schacht KONRAD führte Christina Albrecht folgendes aus: "Das momentan von Politikern diskutierte Endlagersuchgesetz verspricht einen Neuanfang in der Endlagerdebatte. Tatsächlich bedeutet die entsprechende Gesetzesvorlage aber eine unreflektierte Fortführung der bisherigen Endlagerpolitik. Dabei hat genau diese Politik zu den katastrophal gescheiterten Endlager-Versuchen Asse und Morsleben geführt. Wir fordern deshalb den sofortigen Stopp der weiteren Atommüllproduktion, eine gesellschaftliche Debatte zum weiteren Umgang mit Atommüll, die Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit in Politik und Wissenschaft sowie die Streichung von Gorleben und Konrad von der Liste möglicher Standorte. Erst auf dieser Grundlage lässt sich sinnvoll über Standorte für den langfristigen Verbleib des gefährlichen Mülls diskutieren."

Henrik Paulitz, Fachreferent für Atomenergie und Erneuerbare Energien der Ärzte-Initiative IPPNW, erklärte: "Das ganz offen erklärte Ziel der Politik zahlreicher Bundesparteien und der Bundesregierung, den Ausbau der Solarstromerzeugung massiv zu begrenzen, ist trotz gegenteiliger Rhetorik nichts anderes als ein Angriff auf die sehr erfolgreich laufende Energiewende in Bürgerhand. Schon jetzt speisen die Photovoltaik-Anlagen der Bürgerinnen und Bürger zeitweise mehr Strom in die deutschen Netze ein als die Atomkraftwerke und verdrängen so den Atomstrom der EnBW und der anderen Energiekonzerne. Die Energiewende in Bürgerhand wird aber nur noch schwer aufzuhalten sein, weil inzwischen fast alle Bürgermeister und Landräte wissen, dass sie auf kommunale und bürgereigene Energie setzen müssen, wenn sie ihre Kommunalfinanzen in den Griff bekommen und schwarze Zahlen schreiben wollen. Die Macht der Atomkonzerne schwindet im sonnenreichen Deutschland Tag für Tag mehr und das ist gut so."

Auch die Vorkämpferin der Stuttgarter Aktion Stadtwerke, Barbara Kern, ergriff für die Demokratisierung der Energieversorgung in Bürgerhand das Wort: "Mit Ablauf der EnBW-Konzessionen für Wasser, Strom, Gas und Fernwärme hat Stuttgart die einmalige Chance, seine Versorgungsgrundlagen aus dem Griff der zentralistischen EnBW zu befreien. Die Gestaltungsmacht muss zurück in die Kommunen, damit der Zerstörung profitorientierter Konzerne Einhalt geboten wird. Nur Stuttgarts Bürger, als Tüftler weltweit bekannt, können die dezentrale Energiewende im Interesse von Mensch und Natur vorantreiben."

Mit dem Vorurteil alle direkten Anwohner von Atomkraftwerken seien unbesorgt räumte die Neckarwestheimer Punk-Rock-Band "Glyzerin" auf. In ihrem Stück "Wir sagen nein" heißt es: "Initiativen gibt es niemals zu viel - Wir wolln das Ende der Atomindustrie - Wir sagen nein wir haben genug - Schluss mit dem Betrug.  Störfall! In Block 2 des GKN - nicht nur einmal es wird sich immer wiederholen - Weit und breit kein Ende in Sicht - Raus auf die Straße wir warten länger nicht."

1.100 Fachleute der von Nachwuchssorgen geplagten Atomindustrie tagen vom 22. bis 25.5. in der Stuttgarter Liederhalle. Sie wollen hinter verschlossenen Türen die Atomkraft als integralen Bestandteil der europäischen und internationalen Energieversorgung erhalten und Gorleben als Endlager durchsetzen. Wichtige Programmpunkte wurden allerdings bereits im Vorfeld abgesagt. So findet der "Kernenergie Campus" nicht statt: Schulklassen der Oberstufe aus der Umgebung von Stuttgart und Studienanfängern sollten Informationen zu Studienmöglichkeiten und möglichen beruflichen Betätigungsfeldern in der Kerntechnik geboten werden. Ein Besuch des Karlsruher Institut für Technologie fällt ebenso aus wie eine Führung durch die Staatsgalerie Stuttgart und eine Stadtrundfahrt.

(Pressemitteilung des Aktionsbündnis Atomforum abschalten)

Presseberichte, Fotos und Video-Mitschnitte:

Di, 22.05.2012, 18:00 Uhr, Liederhalle Stuttgart, Demo zum Schlossplatz

ATOMFORUM ABSCHALTEN!

Das Deutsche Atomforum tagt ab dem 22.Mai 2012 in der Stuttgarter Liederhalle. Trotz Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg treffen sich dort die wichtigsten Lobbyisten der Atomindustrie. Sie wollen hinter verschlossenen Türen nach Wegen zum europaweiten Ausbau der Atomenergie suchen und Gorleben als Endlager durchsetzen.

PlakatAtomausstieg sieht anders aus, Frau Merkel!

Die Suche nach einem Konzept und Standort für den weiteren Verbleib des hochriskanten Atommülls darf nicht den Weiterbetrieb der AKWs ermöglichen. Wir wollen den sofortigen Stopp der Atommüllproduktion! Die ungeeigneten Standorte Gorleben und Schacht KONRAD müssen für die Endlagerung endlich vom Tisch. Keine Bürgschaften für Atomanlagen im Ausland. Und wir haben endgültig genug von den internationalen Verharmlosern der Atomlobby in der Internationalen Atom-Energie-Organisation (IAEO) und der UN-Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Wir bieten Nachhilfe in Energiewende,
Herr Röttgen Altmaier!

Wir wollen neben der notwendigen Energieeinsparung den forcierten Ausbau der On-Shore-Windanlagen, der Photovoltaik und der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung und nicht den hochriskanten Weiterbetrieb von 9 AKWs sowie der Uranfabriken in Lingen und Gronau. Wir sind gegen eine Politik, die die Macht der Atomkonzerne (EnBW, E.ON, RWE, Vattenfall) durch die Förderung zentraler Großanlagen (z.B. Off-Shore) stärkt und gleichzeitig Bürgeranlagen behindert. Wir wollen Forschung für Speichertechnologien und Energieeffizienz statt staatlich subventionierte, milliardenschwere Atomforschung durch die Europäische Atom-Gemeinschaft (EURATOM), das Karlsruher KIT (ehemals Kern-Forschungszentrum) und für die Kernfusion (ITER).

Kommunale Stadtwerke - in Stuttgart und anderswo - aber ohne die EnBW, Herr Kretschmann!

Zur Umsetzung der dezentralen Energiewende ist es unerlässlich, dass die Kommunen vollständig über ihre Netze für Strom, Gas und Fernwärme verfügen. Nur dann können demokratische Energiestrukturen unter Beteiligung von uns Bürgerinnen und Bürgern aufgebaut werden – auch gegen den Willen der übermächtigen Atom- und Kohlekonzerne.

Für den Sofortausstieg aus der Atomtechnik und den forcierten Einstieg in die dezentrale Energiewende!

 

Di, 22.05.2012, 18:00 Uhr, Liederhalle Stuttgart - Demo zum Schlossplatz, Kundgebung

Schon mittags: 12:30 Uhr, Liederhalle Stuttgart, Protestatktion zur Begrüßung der Tagungsteilnehmer - Mit-Mach-Aktion und Straßentheater

Außerdem am Di, 15.05.2012, 19:30 Uhrim Umweltzentrum Stuttgart: Info- und Diskussionsveranstaltung "Die Lüge vom Atomausstieg - Atomforschung in Karlsruhe"

 

Am Dienstag, 22.05.2012, ist viel los gegen das Atomforum in Stuttgart:
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Mahn- und Protestaktion zum Tschernobyl-Jahrestag

Do, 26.04.2012, 20.00 Uhr, vor dem oberen Tor 1 am Atomkraftwerk Neckarwestheim

Traditionell gedenken wir an diesem Tag den Opfern der Atomkatastrophe von Tschernobyl vor nunmehr 26 Jahren.

Wir erinnern uns.
Wir fragen nach der aktuellen Situation in den verstrahlten Gebieten.
Wir fordern den sofortigen Atomaustieg.
Wir wollen die Energiewende.

Veranstalter:
Aktionsbündnis Castorwiderstand Neckarwestheim,
Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar,
Aktion "Strom ohne Atom, Stuttgart

Alle Aktionen zum Tschernobyl-Jahrestag in Deutschland und weltweit.

Pressemitteilung des Trägerkreises in Neckarwestheim vom 11. März 2012

Für die echte Energiewende –
mit dem konsequenten Atomausstieg und höherer Effizienz

5000 Menschen demonstrieren am Fukushima-Jahrestag in Neckarwestheim

Am heutigen Sonntag haben 5000 Menschen bei einer Großdemonstration am Atomkraftwerk Neckarwestheim an die Reaktorkatastrophe von Fukushima vor genau einem Jahr erinnert. Die Demonstranten forderten im Spiegel der Folgen von Fukushima den sofortigen Atomausstieg und verstärkte Anstrengungen für eine echte Energiewende.

Neckarwestheim. „Das mahnende Beispiel Fukushima zeigt deutlich: Am sofortigen Atomausstieg führt kein Weg vorbei“, sagte BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender bei der Kundgebung, „Atomenergie ist nicht vollständig beherrschbar und führt im Unglücksfall zu verheerenden Folgen. Wir müssen die Verwendung dieser Technologie stoppen und den Weg der Energiewende konsequenter gehen.“  Die BUND-Landesvorsitzende forderte die Landesregierung auf insbesondere im Bereich der Energieeffizienz und Energieeinsparung mehr zu tun.

„Ohne die Steigerung der Energieeffizienz und Einsparungen wird die Energiewende nicht gelingen. Wir erwarten von der Landesregierung, dass  sie noch in diesem Jahr ein Konzept dazu vorlegt“, so Dahlbender. Insgesamt müsse in Sachen Energiepolitik ein Umdenken stattfinden: Weg von der Bevorzugung der großen Stromkonzerne, hin zu einer dezentralen, effizienten Energieversorgung.

Für die lokalen Bürgerinitiativen wies Herbert Würth vom Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim auf die Gefahren hin, die vom Atomkraftwerk für die Region und das ganze Land ausgehen. „Im 20-Kilometer-Umkreis des Werks leben über 850.000 Menschen, das sind mehr als zehnmal so viele wie in Fukushima. Bei einem Super-GAU in Neckarwestheim kann je nach Windrichtung eine viele hundert kilometerlange radioaktive Schneise entstehen“, so Würth.  Ein Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Neckarwestheim und von 8 weiteren Atomkraftwerken in Deutschland  für die nächsten zehn Jahre ist für Würth kein Atomausstieg, sondern angesichts der Katastrophe von Fukushima ein politischer Kniefall vor den Energiekonzernen.

Koji Mochizuki, in Deutschland lebender japanischer Umweltexperte, referierte über die konkrete Situation vor Ort in Fukushima sowie über den Umgang der japanischen Gesellschaft und der Regierung mit dem GAU. „Es zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger in Japan immer kritischer zur Atomenergie stehen“, so Mochizuki.

Valentin Hollain, Wissenschaftlicher Leiter von Eurosolar, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, betonte in seinem Redebeitrag, dass die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energiequellen systematisch ausbremse. „Einspeisevergütungen für Windkraft an Land und Photovoltaik in Bürgerhand werden gekürzt, dezentrale Speicher-Technologien nicht ausreichend gefördert“, so Hollain, „und für Energieeinsparungs- und Energieeffizienz-Maßnahmen wird zu wenig getan.“

Zum Gedenken an die Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima hatten die Demonstrationsteilnehmer Hunderte von Origami-Kranichen gefertigt und zur Veranstaltung mitgebracht.


TV / Video: SWR Landesschau - ARD Tagesthemen  - mehrere Japanische Nachrichtenberichte auch über Nacharwestheim
weitere TV-Berichte (Arte-Journal, Euronews, Tagesschau)
Live-Video-Mitschnitt der Reden vor den Reaktorblöcken in Neckarwestheim (Danke Cams21)
Artikel der Zeitungen aus dem Großraum Neckarwestheim vom 12.03.2012
Fotos: BUND BW - BBMN.de - abc - Fluegel.tv
Redemanuskript Koji Mochizuki

 

 

Gemeinsame bundesweite Pressemitteilung vom 11. März 2012

Fukushima-Demonstrationen in sechs deutschen Regionen: Zehntausende fordern von Bundesregierung schnelle Energiewende und Atomausstieg

Berlin. Unter dem Motto "Fukushima mahnt: Atomanlagen jetzt abschalten!" haben am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima rund 50.000 Menschen in sechs Regionen in Deutschland demonstriert. Zu ihren Forderungen gehörten die Einstellung der Urananreicherung im nordrhein-westfälischen Gronau und ein Neustart beim Umgang mit dem radioaktiven Atommüll. Gorleben und Schacht Konrad müssten als Endlagerstandorte aufgegeben und der Atommüll aus den Lagern Asse II und Morsleben herausgeholt werden.

In Japan, Frankreich, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und Polen fanden ähnliche Kundgebungen statt, bei denen der Opfer der Atomkatastrophe gedacht und eine Abkehr von der Atomenergie gefordert wurde. Allein in Frankreich beteiligten sich 60.000 Menschen an einer Menschenkette zwischen Lyon und Avignon.

Das Atomkraftwerk Brokdorf umzingelten mit einer Menschenkette rund 3000 Demonstranten, am AKW Gundremmingen versammelten sich 5500 und am AKW Neckarwestheim 5000 Menschen. In Hannover demonstrierten 7000 gegen die Atomenergienutzung, bei der Urananreicherungsanlage Gronau mehr als 4000. Bei einer 75 Kilometer langen Lichterkette in der Region um die Atommülllager Asse und Schacht Konrad beteiligten sich etwa 24.000 Teilnehmer.

Die eindrucksvollen Protestdemonstrationen sind für die Veranstalter ein deutliches Signal an die Bundesregierung, endlich die notwendigen Konsequenzen aus der Fukushima-Katastrophe zu ziehen. Der halbherzige und viel zu langsame Atomausstieg in Deutschland müsse deutlich beschleunigt und die Energiewende energisch vorangetrieben werden. Die Mehrheit der Bevölkerung sei für einen schnelleren Atomausstieg. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesumweltminister Norbert Röttgen müssten außerdem den Verharmlosern der Fukushima-Katastrophe in den Chefetagen der Energiekonzerne entschieden entgegentreten.

 

 

Der Aufruf zur Demo in Neckarwestheim:

 

So 11.03.2012, 13 Uhr, Kirchheim/N., Bhf, Demo zum Atomkraftwerk Neckarwestheim 2

1 Jahr Fukushima

Aus und Schluss für
Neckarwestheim 2!


Am 11.3.2011 löste ein Erdbeben und der nachfolgende Tsunami in Japan eine nicht fassbare atomare Katastrophe aus: In Fukushima schmolzen in drei Reaktoren die Brennelemente - der nächste Super-GAU nach Tschernobyl war eingetreten.

In Deutschland werden 8 Atomkraftwerke abgeschaltet, 9 erhalten eine Laufzeitgarantie. Dieser "Atomkonsens" ist für uns nur eine Etappe. Denn erst 2015, 2017 und 2019 soll jeweils nur ein AKW stillgelegt werden. Erst in 10 Jahren, Ende 2021 und 2022, sollen die letzten sechs Atomkraftwerke stillgelegt werden – Neckarwestheim 2 als einer der letzten Reaktoren.

Unterdessen wird mit Steuergeldern die nächste Reaktor-Generation entwickelt und für den Bau von Atomkraftwerken im Ausland gebürgt. Und es wird weiter Atommüll produziert - allein in Neckarwestheim 2 jedes Jahr bis zu 53.000 Kilogramm hochradioaktiver Müll.

Atomausstieg sieht anders aus!

20 km um Fukushima mussten 78.000 Menschen ihre Heimat für immer verlassen. Auch außerhalb dieser Zone sind seitdem Mensch und Umwelt radioaktiv verstrahlt worden. Die freigesetzte Menge an radioaktivem Caesium beträgt dabei das 168-fache des Atombombenabwurfs von Hiroshima. Die Menschen werden das gleiche Schicksal wie nach Tschernobyl erleiden müssen: Gesundheitliche Folgewirkungen wie Totgeburten, Fehlbildungen der Kinder, Krebserkrankungen und genetische Veränderungen für mehrere Generationen.

Fukushima mahnt: Kein Atomkraftwerk ist sicher - jedes AKW gefährdet uns und unsere Zukunft!

20 km um Neckarwestheim 2 leben über 850.000 Menschen. Nur für den 10 km-Radius ist in den Katastropheneinsatzplänen die Evakuierung geplant: Vorwiegend im Privat-PKW und über Sammelstellen. Tierkadaver sollen in Freibadbecken abgelegt werden - der Hilfs-Einsatz am Reaktor selbst ist ungeklärt.

Die Emissionen im Betrieb und insbesondere bei der jährlichen Revision erhöhen das Kinderkrebsrisiko vor Ort. Und auch im 23 Jahre alten Reaktor Neckarwestheim 2 ist ein plötzlicher Stromausfall nicht sicher beherrschbar, was zu einem Versagen der Notkühlung führen kann – ähnlich wie in Fukushima.

Sicherheit sieht anders aus!

Die hilflosen Rettungsarbeiten in Fukushima brachten bis heute die Kernschmelzen nicht wirklich unter Kontrolle. Das Meer, die Luft und der Boden werden weiterhin verseucht. Radioaktivität verbreitet sich ungehemmt in der Nahrungskette.

In Deutschland verkündet Angela Merkel vollmundig die Energiewende – und bremst sie kurzerhand aus: Dezentrale Speicher-Technologien werden nicht ausreichend gefördert. Die Einspeisevergütung für Windkraft an Land und Photovoltaik in Bürgerhand wird gekürzt - die Offshore-Windparks der Atomkonzerne dagegen werden kräftig bezuschusst. Für Energieeinsparungs- und Energieeffizienz-Maßnahmen wird zu wenig getan.

Energiewende sieht anders aus!

Wir wollen eine nachhaltige, dezentrale und bürgernahe Energieversorgung.
Keine Kilowattstunde Atomstrom mehr.

Atomausstieg sofort!
Energiewende jetzt!

Den Trägerkreis der Veranstaltung bildeten:

Schon früh kam es darauf an, dass die Aktion eine breite Unterstützung bekammt. Wir suchten Organisationen, Gruppen, Vereine und Parteien, die obenstehenden Aufruf unterstützten und selbst zur Kundgebung aufriefen. Die Unterstützung war mit einer Spende verbunden (wenn möglich: Lokale/Regionale Gruppen 50 Euro, landesweite Organisationen 200 Euro, gerne mehr). Alle Unterstützer sind hier veröffentlicht. Wir freuen uns über Rückmeldungen an kontakt@bbmn.de

Folgende Organisationen haben die Veranstaltung unterstützt:

Mobilisierung und Organisation kosten viel Geld. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Spendenkonto:
Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar e. V.
VR-Bank Stromberg-Neckar eG
BLZ 604 91 430
Kontonummer 47 17 90 001
Stichwort „Spende Fukushima-Demo“

Die bundesweiten Demonstrationen am 11. März werden von einem breiten Bündnis getragen. Dazu gehören regionale Bündnisse vor Ort, wie unser obiges für Neckarwestheim und bundesweite Organisationen, die sich in einem Koordinationskreis zusammengeschlossen haben.

  • Attac
  • .ausgestrahlt
  • BIU Hannover
  • BUND 
  • Campact
  • contrAtom
  • Naturfreunde Deutschlands 
  • Netzwerk Friedenskooperative
  • Robin Wood
  • urgewald

 Alle Informationen auf www.anti-atom-demo.de